Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Anbau & Produktionstechnik Leguminosen

Was ist bei der Ernte und Aufbereitung von Körnerleguminosen zu beachten?

Die diesjährige Witterung verzögert die Ernte vieler Kulturen, so auch die der Körnerleguminosen. Auf trockene Erntefenster wird aktuell vielerorts gewartet.

Während Körnererbsen zum Teil noch vor der instabilen Wetterlage gedroschen werden konnten, stehen Ackerbohnen und Lupinen meist noch auf den Feldern. Vermehrt kommt es neben der Ausbreitung von Pilzinfektionen auch zum Durchwuchs von Unkräutern wie Melde, die durch die feuchten Bedingungen gefördert werden und die Ernte zusätzlich erschweren.

Ernte

Bei der diesjährigen Ernte von Getreide und Körnerleguminosen werden die geforderten Qualitäten und Restfeuchten von < 14 % zum Drusch nicht überall erreicht werden können. Umso wichtiger ist es daher, sich über eine potenzielle Trocknung Gedanken zu machen, um Qualitätsverlust und die Ausbreitung von Pilzinfektionen im Lager zu verhindern. Ein Verderb – der in diesem Jahr wohl geringer ausfallenden – Ernte sollte vermieden werden. In Abhängigkeit der späteren Nutzung der Körnerleguminosen als Futter, Saatgut oder Speiseware muss die Ware entsprechend gesund und frei von Schädlingen sein, sowie gereinigt und getrocknet werden.

Der Besatz des Erntegutes mit Pflanzenmaterialien (Schalen, Hülsen oder Unkrautsamen), die zusätzliche Feuchtigkeit mit ins Lager bringen, ist zu vermeiden. Hierzu ist auf die richtige Einstellung des Mähdreschers zu achten. Informationen über die richtige, verlustarme Mähdreschereinstellung finden Sie auf der Seite des LeguNet (www.legunet.de) und bei der jeweiligen Kultur. Ein geringerer Besatz mit Pflanzenmaterialen verringert die späteren Kosten der Reinigung und möglichen Trocknung.

Reinigung

Ackerbohnen mit geringem Unkrautbesatz
Eine erste Vorreinigung der Körnerleguminosen ist der Trocknung vorzuschalten, da Körner mit etwas höheren Restfeuchten (15 bis 16 %) widerstandsfähiger gegenüber mechanischer Belastung sind. Die erhöhte Schädigungs- und Bruchgefahr trockener Körnerleguminosen, in Verbindung mit einer mechanischen Vorreinigung oder dem Fall aus großer Höhe, ist zu beachten. Ein schonender Umgang mit dem Erntegut verringert den Bruchanteil und Abzüge beim späteren Verkauf. Des Weiteren können Verletzungen und Haarrisse zu erheblichem Verlust der Keimfähigkeit bei der Saatguterzeugung führen. Nach der Reinigung ist in Abhängigkeit von der gemessenen Restfeuchte zu entscheiden, ob und wie getrocknet werden muss, um eine lagerfähige Ware zu sichern.

Trocknung

Trocknen mit Außenluft

Ziel der Trocknung ist ein Restfeuchtegehalt von unter 14 %. Saatgut sollte mit einer Restfeuchte von 15 % eingelagert werden, um eine hohe Keimfähigkeit zu erhalten. Unter günstigen Temperatur- und Luftfeuchtebedingungen ist eine Trocknung mit Außenluft ausreichend, wenn von maximal 17 bis 18 % Restfeuchte herunter getrocknet werden muss. Um eine Wiederbefeuchtung des Erntegutes durch die Außenluft zu verhindern, darf die relative Luftfeuchte maximal 65 % betragen. Die Temperaturdifferenz zwischen Zuluft und der Luft im Erntestapel sollte 7°C nicht überschreiten. Generell ist darauf zu achten, dass die zugeführte Außenluft eine geringere Temperatur gegenüber der Luft im Erntestapel aufweist. Der Erfolg der Belüftungstrocknung mit reiner Außenluft nimmt mit steigender Größe der Erntekörner ab und funktioniert bei Ackerbohnen weniger gut als z.B. bei Getreide. Allgemein besitzen grobkörnige Leguminosen ein relativ schlechtes Wasserabgabevermögen, weswegen eine Trocknung immer schonend und langsam erfolgen muss. Maximal 4 % Wasser bei Futterware und 2,5 % Wasser bei Saatgut sollten pro Trocknungsgang entzogen werden. Zwischen den einzelnen Trocknungsgängen sind Abstände von mindestens drei Tagen einzuhalten.

Trocknen mit Warmluft

Bei der Einfuhr der Ernte mit Restfeuchten über 18 % muss mit Warmluft getrocknet werden. Hier ist die „kritische Korntemperatur“ und die damit zusammenhängende maximale Höhe der einzusetzenden Warmluft zu beachten (Tab. 1). Wird die kritische Korntemperatur überschritten, führt dies zum Verlust von Keimfähigkeit.

Da die Korntemperatur nicht der Temperatur der Trocknungsluft entspricht, sollte dies an unterschiedlichen Stellen des Erntehaufens händisch überprüft werden, um diese nach zu korrigieren. In der Regel liegen die Korntemperaturen jedoch unter denen der Trocknungsluft. Tabelle1 zeigt die kritischen Korntemperaturen verschiedener Körnerleguminosen im Vergleich zu Weizen bei der Saatguttrocknung. Dabei wird von einer maximalen Einwirkungsdauer von 80 Minuten ausgegangen, um eine ausreichende Lagerfähigkeit zu erhalten und die nur dann erreicht wird, wenn im Anschluss an die Trocknung der Erntestapel auf mindestens 20°C besser 15°C runtergekühlt wird.

Tabelle 1: kritische Korntemperaturen verschiedener Saatgutarten in Abhängigkeit des Feuchtegehaltes bei einer maximalen Temperatureinwirkdauer von 80 Minuten

kritische Korntemperaturen bei der Trocknung in °C bei:
Kornfeuchte (%)AckerbohneKörnererbseLupineWeizen
Quelle: Kruse (2018): Praxishandbuch Saatgutaufbereitung
1639414452
1837384148
2034364044
2232343842

Säurekonservierung

Bei der Verwertung von Körnerleguminosen als Tierfutter können Ackerbohnen und Erbsen auch durch den Einsatz von organischen Säuren konserviert werden. Die Konservierung mit Säure muss durch ein erweitertes HACCP-Konzept dokumentiert werden. Weiter Information zu dieser Konservierungsmethode finden Sie auf unserer Internetseite und in der Broschüre der UFOP.

Abnahme

Wer derzeit noch Vermarktungsmöglichkeiten für seine Körnerleguminosen sucht und noch keinen passenden Abnehmer gefunden hat, kann sich über die Abnehmerkarte der Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen e.V. (UFOP) einen Überblick auch über regionale Landhändler verschaffen.

Mit Saatgut besonders vorsichtig umgehen

Sollen Ackerbohnen und Körnererbsen als Saatgut genutzt werden, ist beim Fördern im Lager nach Möglichkeit darauf zu achten, dass große Fallhöhen, insbesondere bei abschließend getrockneter Ware, vermieden werden. Alle Körnerleguminosen sind relativ anfällig für Haarrisse bzw. Bruch, was sich negativ auf deren Keimfähigkeit auswirkt. Speziell vor einem Anbau von Ackerbohnen sollte geprüft werden, ob die vorhandene Fördertechnik, insbesondere Körnerschnecken, für deren große Körner geeignet sind.

Ackerbohnenkäfer ist kein Lagerschädling

Lagerschädlinge machen in Ackerbohnen und Körnererbsen weniger Probleme als beispielsweise in Getreide. Der in Ackerbohnen oft auftretende Ackerbohnenkäfer, der über das Erntegut mit ins Lager kommt, ist insofern kein Lagerschädling, dass er sich dort nicht vermehrt, sondern nur überwintert. Allerdings besteht natürlich die Möglichkeit, bei erneuter Aussaat im Folgejahr, den Käfer als Feldschädling gleich wieder mit auszubringen. Hierzu ist allerdings zu sagen, dass noch nicht ausreichend geklärt ist, welche Parameter den Befallsgrad eines Bohnenbestandes mit Ackerbohnenkäfern am stärksten beeinflusst. Tendenziell scheint der Zuflug aus der Schlagumgebung eine größere Rolle zu spielen, als das verwendete Saatgut.


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