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Nachlese zur Exkursion des LLH-Arbeitskreises Legehennen

Am 12. und 13. Feburar 2019 veranstaltete der LLH-Arbeitskreis „Legehennen“ eine zweitägige Fachexkursion nach Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen mit buntem Programm.

Die erste Station war die seit 1990 bestehende renommierte Tierarztpraxis von Dr. Manfred Pöppel in Delbrück. Dort erfuhren die Teilnehmer vom Fachtierarzt für Geflügel Aktuelles zur Tiergesundheit und zu den wichtigsten Erkrankungen im Geflügelbereich. Er stellte bakterielle Erkrankungen wie E. coli, Rotlauf, Geflügelcholera, Clostridien und Salmonellen, aber auch virale Krankheiten wie die infektiöse Bronchitis, das Egg Drop Syndrom (EDS) und die Aviäre Rhinotracheitis (ART) vor. Laut Dr. Pöppel führten Fehler im Management – besonders in der Eingewöhnungsphase nach der Einstallung – zu Stress und Erkrankungen. So seien 95 % der Verluste auf die Unterversorgung mit Futter und Wasser nach der Einstallung zurückzuführen. Ebenfalls sollten die Impfprogramme an die jeweiligen Betriebe angepasst sein, um Krankheiten vorzubeugen. Das betriebsspezifische Impfprogramm hänge dabei von verschiedenen Faktoren ab, wie die Aufzucht der Jungtiere, das Betriebsmanagement sowie die im Betrieb nachgewiesene Keimflora.

Nach dem Vortrag erfolgte ein Rundgang durch die Praxis. Seit 1993 gehört ein hauseigenes Labor dazu. In diesem werden jährlich 36.000 bakterielle Untersuchungen durchgeführt. Dazu gehören auch die Salmonellenuntersuchungen, die bei Betrieben mit mehr als 350 Legehennen Pflicht sind und im Abstand von 15 Wochen mittels betriebseigner Beprobung durchgeführt werden müssen. Bei Beständen mit mehr als 1.000 Tieren erfolgt einmal jährlich eine amtliche Beprobung, die die betriebseigene Kontrolle ersetzen kann. Neben den verschiedenen Laboruntersuchungen konnten die Teilnehmer auch an einer Sektion von Junghennen teilnehmen und erfuhren, wie man pathologisch-anatomische Veränderungen am eröffneten Tierkörper erkennt und wie man dadurch Rückschlüsse auf Krankheitsursachen ziehen kann.

Maissilage für Legehennen aus der automatisierten Beschäftigungsanlage

Die Exkursionsgruppe "LLH-Arbeitskreis Legehennen"
Den nächsten Halt machte die 14-köpfige Gruppe im Betrieb von Ingo Mardink in Wilsum an der niederländischen Grenze. Der Betrieb mit gut 20.000 Legehennenplätzen (NOVOgen Brown Tiere) in Freilandhaltung nimmt am Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz teil. Im Stall befinden sich drei Volierensysteme der Firma Big Dutchman. Rechts und links vom Stall befinden sich Kaltscharrräume. Im Hinblick auf die Tierhaltung mit intaktem Schnabel installierte Mardink eine automatisierte Beschäftigungsanlage, aus der mittels Rohrsystemen mit Öffnungen und Fallrohren das Gemisch aus 15 g Maissilage, 1 g Luzerne und 0,5 g Kalk mehrmals täglich auf den Boden verstreut wird und die Hennen beschäftigt. Die Maissilage wird von den Tieren gut angenommen und vollständig verzehrt. Darüber hinaus konnte Mardink beobachten, dass die Tiere im Vergleich zu Vorgängerherden ohne automatisierte Beschäftigung durch die zusätzliche Fütterung mit dem Gemisch weniger Legemehl aufnehmen. Neuerdings mischt Mardink auch Strohpellets unter die Maisilage. Durch die hohe Saugfähigkeit der Strohpellets bleibe der Einstreubereich trocken.
Im Rahmen des MuD-Projektes wurden außerdem, neue 5-6 m2 große Unterstände für den Auslauf, Radios für den Stall und Aufstiegshilfen angeschafft.

Nach dem Betriebsrundgang berichtete Dr. Peter Hiller von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen über die Entwicklung der Legehennenhaltung in Niedersachsen. „In Zukunft werden Themen wie regionale Vermarktung, kleine Herdengröße, Qualitätsjunghennen und Tierwohl im Mittelpunkt stehen,“ bekräftigte Hiller. Ebenfalls müsse es eine neue Strategie in der Eiervermarktung geben. Um sich von der EU-Ökoware abzugrenzen, gingen immer mehr Landwirte auf die Vermarktung als Verbandsware über. Verbandsmarken sind beim Verbraucher gefragt und trotz hoher Verbandskosten für die Landwirte rechnet es sich für die Betriebe.

Angewandte Geflügelwissenschaften – neue Projekte in der Legehennenhaltung

Am zweiten Exkursionstag starteten die Teilnehmer zur Hochschule nach Osnabrück. Dort informierte Tammo Weseloh über die Hochschule und den Schwerpunkt Geflügelwissenschaften sowie Fort- und Weiterbildungsangebote. Die Osnabrücker Poultry Academy (OPA), die im Projekt AgriCareerNet entwickelt wurde, bündelt aktuelle Themen aus Forschung und Lehre und bietet Fort- und Weiterbildungsangebote für verschiedene Zielgruppen an. Auch sei ein Masterabschluss „Angewandte Geflügelwissenschaften“ im Aufbau, so Weseloh.
Des Weiteren stellte Weseloh zwei Arbeiten zu den Themen „Mauser“ und „Dualer Genetik“ vor.
Der Vergleich zweier Genotypen während der Legepause sollte Aufschluss über die Rahmenbedingungen bringen, die für die Durchführung einer optimalen künstlich induzierten Legepause (Mauser) wichtig sind. „Viele Betriebe führen keine Legepause durch, dennoch gibt es viele Vorteile“, erläuterte Weseloh. So verlängere sich die Legeperiode, die Schalenstabilität und der Gefiederzustand verbesserten sich. Es würden weniger Hahnenküken erzeugt und somit die Tötung männlicher Eintagsküken reduziert. Zudem könnten anteilige Aufzuchtkosten für Junghennen eingespart werden. Zu dieser Studie veröffentlichte das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ein Begleitblatt mit dem Titel „Tierschutzfachliche Rahmenbedingungen für die Durchführung einer künstlich induzierten Legepause („Mauser“) bei Legehennen“.

Auch das Projekt „Duale Genetiken als Legehennen für die ökologische Legehennenhaltung“ wurde von dem Mitarbeiter der Fakultät für Agrarwissenschaft und Landschaftsarchitektur vorgestellt. Da eine Merzung der männlichen Legehybriden aus ethischer Sicht nicht vertretbar sei, wurde in dieser Studie die Eignung und Leistung von Hähnen und Hennen zweier Nutzungslinien (Lohmann Dual und Lohmann Dual-Experimental) in Mobilställen überprüft. Auch hier wurde die Verlängerung der Nutzungsdauer der Hennen durch eine induzierte Legepause untersucht. So konnte die Produktivität der Hennen um 14 Wochen verlängert werden. Jedoch ließ sich bei den Hähnen der beiden Dual-Genetiken ein verminderter Gewichtsanteil im Bereich des Brustfilets feststellen und während der Legeperiode wurden pro Durchschnittshenne nur 238-250 Eier bis Lebenswoche 72 gelegt, was einer durchschnittlichen Legeleistung von 64-70 % entspricht.

Erfolgreiche Direktvermarktung: Von eigener Futterherstellung bis Packstation

Der Mobilstall der Familie Honerkamp bietet Platz für 2.000 Legehennen
Nach dem Besuch der Hochschule ging es weiter Richtung Melle zur letzten Station: Zum Geflügelhof Honerkamp, der sich auf die Direktvermarktung von Eiern spezialisiert hat. Auf dem Betrieb gibt es einen doppelstöckigen Stall mit 32.000 Legehennen in Bodenhaltung. Zusätzlich besitzt die Familie noch einen Stall mit 7.200 Hennen in Freilandhaltung, sowie einen mobilen Stall für 2.000 Legehennen. Der teilmobile Stall mit einem überdachten Scharrbereich ist insgesamt 37 Meter lang und 6 Meter breit.
Die steigende Nachfrage nach Bio-Eiern konnte mit dem selbstgebauten Mobilstall und dem Beitritt zum Biokreis-Verband gedeckt werden. Durch die unterschiedlichen Haltungsformen ist der Betrieb breit aufgestellt und kann einen großen Kundenstamm bedienen. „Mit regelmäßigen Liefertouren, einem Hofverkauf sowie einer kontinuierlichen Lieferfähigkeit durch verschiedene Partnerbetriebe sind wir gut an unsere Kundenwünsche angepasst“, erklärte Hohnerkamp.

Der Mobilstall bietet den Legehennen einen überdachten Scharrbereich
Die gesamte Produktion ist KAT-zertifiziert. Auch das Futter wird zum größten Teil selbst hergestellt. Die Mischung besteht aus selbstangebautem Weizen und Mais, sowie Sojaschrot, Sojaöl, Futterkalk und Mineralien. Ebenfalls ist eine eigene Packstation für die regionale Vermarktung an den Betrieb angeschlossen. Dort werden die Eier in allen gängigen Verpackungseinheiten und Handelsklassen verpackt. Und für die preisbewussten Käufer hat sich Honerkamp eine Alternative zum Discount-Ei einfallen lassen: Die Basic-Eier. Sie sind durch eine preiswertere Umverpackung eine günstige Alternative. Ebenfalls bieten Honerkamps das ganze Jahr gefärbte Eier an und auch die „Minis“, eine Tragebox mit 20 Eiern, seien sehr beliebt bei den Kunden.
Durch ein gutes Marketing, eine emotionale Ansprache und Transparenz schaffen es Honerkamps, ihre Produkte im Markt zu platzieren und gewährleisten eine gute Kundenbindung.