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Projekt zur Förderung von Rebhühnern um Bad Zwesten

Kassel. Im Frühjahr 2018 schlossen sich auf Anregung der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) sieben Landwirte zusammen, um aktiv etwas zum Schutz und zur Förderung der seltenen, hier noch heimischen, Rebhühner zu unternehmen.

Jeder der sieben Landwirte stellte mindestens eine seiner Ackerflächen für die Einsaat einer Blühmischung zur Verfügung – so kamen insgesamt 16 Hektar Ackerfläche als Blühflächen zur Lebensraumverbesserung für Rebhühner zusammen!
Eine Blühfläche für Rebhühner ist keine „normale“ Blühfläche, wie man sie inzwischen häufiger sieht. Diese Blühflächen sollen den Rebhühnern im Winter Schutz und Nahrung und im Sommer einen sicheren Platz zum Brüten und zur Aufzucht ihrer Küken bieten. Damit diese eigentlich einfach klingenden Anforderungen erfüllt sind, dürfen die Pflanzen dieser Blühflächen nicht sehr hoch werden und – ganz besonders wichtig – dürfen sie nicht zu eng stehen.

Rebhühner sind Steppentiere

Rebhühner lieben es, den Weitblick zu haben. Als ursprüngliche Steppentiere sind sie auch heute noch darauf angewiesen, ihre Feinde frühzeitig sehen zu können und sich schnell und unauffällig zu verstecken – und das geht am besten, wenn der Pflanzenbestand einer Blühfläche nicht zu hoch und nicht zu dicht ist, denn die scheuen Hühnervögel sind meist zu Fuß unterwegs.
Als ausgesprochen wichtig erscheint hier also die Wahl der Artenzusammensetzung in den Rebhuhn-Blühflächen: besonders gut geeignet sind Pflanzen-Arten, die nicht höher als etwa einen guten halben Meter werden; sie sollen mit ihrer Blüte interessant für Insekten sein; eine genügende Vielfalt an Arten ist hilfreich für Insekten wie auch Rebhühner. In Herbst, Winter und zeitigem Frühjahr werden die reifen Samen dieser Pflanzen gerne von den Rebhühnern (und vielen anderen Tieren) gefressen. Damit die ausgesäten Blühpflanzen später nicht zu dicht stehen und somit für die Feldhühner noch genügend Platz zum Laufen, Scharren und Hudern (im Sand baden) bleibt, haben die Landwirte deutlich weniger Saatgut ausgesät, als sie es auf einer reinen Insekten-Blühfläche normalerweise machen würden.
Um sich die verschiedenen Blühflächen gemeinsam anzusehen und fachlich über die Eignung dieser Flächen als Rebhuhn-Lebensraum zu diskutieren, trafen sich die Landwirte auf Einladung der Rebhuhn-Beauftragten des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen (LLH) Andrea Imhäuser gemeinsam mit Vertretern des Regierungspräsidiums Kassel, der unteren Naturschutzbehörde des Schwalm-Eder-Kreises, Vertretern des Fachdienstes 83 des Amtes für Landwirtschaft und Landentwicklung des Schwalm-Eder-Kreises sowie Vertretern der Ortsbeiräte.

Wie kann Rebhühnern effektiv geholfen werden

Gemeinsam kam man überein, die Rebhuhn-Flächen um Bad Zwesten nach dem Vorbild des vonGöttinger Rebhuhn-Forschern entwickelten Bewirtschaftungsmodells zu  bewirtschaften. Dieses sog. „Göttinger Modell“ sieht eine gestaffelte Bewirtschaftung der jeweiligen Blühfläche vor, wobei in jedem Jahr eine Hälfte der Fläche neu eingesät wird und die andere Hälfte unberührt bleibt, ganz ohne maschinelle Bearbeitung. Die beiden Hälften werden jährlich gewechselt, so dass den Rebhühnern immer ein Bereich mit Deckung in altem Pflanzenbestand direkt neben jungem Bewuchs zur Verfügung steht. Solche abwechslungsreichen Flächen ermöglichen es den Hühnern
besonders während der Zeit der Kükenaufzucht, alle ihre Lebensbedürfnisse zu befriedigen.

Weitere Unterstützer gesucht

Um zusätzliche Rebhuhn-Blühflächen auf dem Gebiet um Bad Zwesten zu verteilen, werden weitere interessierte Landwirte gesucht, die das Projekt mit zusätzlichen Ackerflächen unterstützen können. Zurzeit umfasst das Projektgebiet zur Rebhuhnförderung um Bad Zwesten den Offenlandbereich zwischen Kerstenhausen und Jesberg, es ist ein Projekt der Biodiversitätsstrategie des Landes Hessen.
Aber nicht nur Landwirte, sondern jeder Bürger und Gast kann den Lebensraum der seltenen Rebhühner verbessern. So sollte man besonders während der jetzt andauernden Setz- und Brutzeit der Wildtiere die Wege nicht verlassen und Hunde nur angeleint spazieren führen, um die scheuen Tiere nicht aufzuschrecken oder bei der Brut zu stören.